Der 2018 fertiggestellte TOYOTA Celica 2T-G Rallye Look machte Lust auf mehr – hier mal vorweg der Link zur Rallye-Look-Story meines Celica 2T-G
Toyota Celica TA23 Rallye Look
Frei nach dem Joki Kirschner Leitsatz: Autos machen glücklich, wenn man rechtzeitig drauf schaut, dass man’s hat, wenn man’s braucht“ – schaute ich mich gleich nach der Fertigstellung meines Celica 2T-G Rallye Look nach einem weiteren Celica um. Nach einem TA23 GT – den gab es in Österreich und der Schweiz nicht, dafür in Deutschland.
Bei den Celica Enthusiasten entschuldige ich mich gleich für die männliche Version der CELICA. Eingefleischte sprechen sie ja nur in der weiblichen Form an, also die Celica. Aber irgendwie kommt mir dies bei dem Celica nur schwer über die Lippen bzw über die Tastatur. In den damaligen Toyota-Inseraten wird auch von DER CELICA gesprochen und nicht von DIE CELICA. Dem schließe ich mich an.
Der Toyota Celica GT …
der ersten Generationen, also mit dem Baureihen-Code TA22, TA23 ist extrem rar. Viele Celica-Fans pimpen ihren LT oder ST mit GT Attributen wie Kühlergrill, Armaturen-Beleuchtungs-Dimmer, Sitzen, GT-Emblemen, Motorraum-Leuchte, 220 km/h Tacho oder dem GT-Motor (Code: 2T-G). Aber: original ist original. Der TA23 GT war in Österreich gar nicht über den zuständigen Generalimporteur (Toyota Frey) erhältlich. Wenn Du einen wolltest, musstest Du ihn aus dem Ausland importieren. Nicht vergessen wir schreiben das Jahr 1976. Da gab es noch verschiedene Zollsätze je nach Bodenfreiheit des Autos – kein Scherz, sondern österreichischer Amtsschimmel.
Und findest Du mal einen GT, dann ist er meistens verbastelt.
Auf meinen virtuellen Spaziergängen im World-Wide-Web, entdeckte ich bei unserem deutschen Nachbarn im Raum Aachen einen originalen weißen Celica GT der Baureihe TA23. Wien und Aachen verbinden bzw. trennen schlechte Flugverbindungen, aufwändige Bahnverbindungen, komplizierte Bus-Transfers und rund 1.000 Kilometer mit dem Auto.
Die Kaufabwicklung
Bevor wir zum komplexeren Teil kommen, wenden wir uns den einfachen Dingen des Kaufens zu. Die Erst-Kontakt-Aufnahme mittels Telefonat. Der Verkäufer war aufs erste Mal gleich erreichbar und ich erfuhr weitere Eckdaten, welche nicht im Inserat standen. Jeder Verkäufer lobt seine Ware. So auch dieser. Der nächste Schritt – weitere Fotos als e-mail – fällt ebenfalls unter „einfach“. Fazit aus den beiden Schritten: Echter originaler TA23 GT in Auslieferungsfarbe: Code 023 – weiß mit einem Hauch grün, mit eingetragenen Wolfrace Felgen und Kotflügel-Verbreiterung, seit rund 30 Jahren abgemeldet und stillgelegt. Ziemlich vollständig. Vom Alter aber gezeichnet.
Jetzt kommen wir zum spannenden Teil. Wie funktioniert die weitere Abwicklung. Extra nach Aachen fahren, Auto besichtigen, heimfahren und Auto selber holen oder bringen lassen? Schön, dass es die Szenario-Technik gibt. Im wesentlichen reduzieren sich die Szenarien auf 5 Varianten. Ich habe mich erstmals für folgende entschieden.
Kauf ohne Besichtigung
Ich kaufte den Celica TA23 GT ohne Besichtigung zu einem vorher vereinbarten Betrag. Die Fahrzeug-Übergabe fand auf einer Autobahn-Station in der Mitte der Strecke zwischen Aachen und Wien, also bei Nürnberg statt. Da der Verkäufer über ein 300m2 großes Celica-Ersatzteillager verfügt, stellt er alle fehlenden bzw. kaputten Teile binnen 60 Tagen nachträglich bei. Ich habe mich für die scheinbar risikoreichste Version entschieden, weil das Thema „Zustand“ bei einer Total-Restauration (body off) sekundär ist. Es ist egal, ob du bei einer Body-Off-Restauration 3 Stellen oder 6 Stellen schweißen musst. Die Vollständigkeit des Autos bei garantierter Ersatzteil-Nachreichung steht auch nicht an vorderster Stelle.
Das Wichtigste bei dieser Kauf-Variante ist die Originalität des Celica GT und das Vorhandensein der spezifischen GT-Teile. Und diese war durch die übermittelten Unterlagen und die fotografische Dokumentation der GT Teile gegeben. Also auf nach Nürnberg. Diese Strecke ist Tour-Retour mit meinem Anhänger-Gespann in einem Tag zu bewältigen – insgesamt hatte ich nach Rückkunft 1.045 Kilometer am Tageszähler.
Alles klappte wie am Schnürchen.
Der Zeitunterschied vom Verkäufer und Käufer beim Eintreffen auf dem Autohof war sage und schreibe 10 Minuten. Ich denke solche Deals kannst Du nur mit Deutschen abwickeln. Die haben eine Kultur der Grund-Zuverlässigkeit. Der Verkäufer erfüllte auch alle die von mir an ihn gestellten Aufgaben pünktlich und vollständig. Das war für mich ein weiteres Indiz, dass es Sinn macht nach Nürnberg zu fahren.
Wir gingen noch im Autohof auf ein Schnitzerl und plauderten über die Schönheiten der individuellen mobilen Freiheit. Gestärkt und mit einem Celica GT TA23 auf meinem Anhänger ging es ins
An einer der nächsten Tage, führte ich die Inspektion des Celica GT TA23 durch. Er war in einem schlechteren Zustand als beschrieben, aber bei einer geplanten Body-off-Restauration nicht unbedingt ausschlaggebend. Die Ausstattung und die Teile waren wie vereinbart und auf den Fotos ersichtlich. Das hat alles gepasst.
Starten wir die Restauration des Celica TA23 GT
Den Motor habe ich wieder zum Laufen gebracht, jedoch ist ein atypisches Geräusch zu hören. Es stellte sich später heraus, dass einige Ventilfedern gebrochen waren und ein Pleuellager ziemlich viel Spiel hatte. Nachdem der Antriebsstrang sowieso demontiert werden muss, habe ich diesen gleich ausgebaut. Es sind ja alle Werkstattgeräte dafür vorhanden. Hebebühne, Motorkran, Motorständer.
Die Schrauben wurden zur leichteren Wiedererkennung und Verwendung in einen Karton gesteckt und beschriftet. So kann ich auch in 2 Jahren zielsicher die richtige Schraube montieren. Nachdem ich erstmals eine Body-off Karosserie-Restauration durchführe, rechne ich ungefährt mit einer 2-jährigen Restaurations-Zeit. Ziel ist es: einen weißen, originalen Celica GT TA23 wieder auf die Straße zurückzubringen.
Wie schon angemerkt: So einen TA23 GT konntest Du damals in den 70er Jahren in Österreich nicht kaufen. Der Toyota-Generalimporteur FREY nahm ihn nicht in sein Österreich Sortiment auf. Aus dieser Tatsache heraus, könnt Ihr schon erahnen, wie oft dieser TA23 GT in Österreich zu finden ist – Laut Statistik Austria gibt es keinen einzigen angemeldeten Celica TA23 GT. Aber vielleicht schlummert noch einer in seinem Versteck und wartet von Dir wachgeküsst zu werden.
Und so sieht der Celica TA23 GT Restaurations-Plan aus:
Fahrzeug wird komplett gestrippt, also nahezu komplett zerlegt. Der Zerlegungsgrad wird bei 95 % liegen. Wobei die Karosserie zu 100 % von allen Anbauteilen befreit wird (Body-off).
Die Karosserie wird entlackt.
Anschließend verrichtet der Spengler seine Blecharbeiten.
Parallel dazu werden die einzelnen Fahrzeugkomponenten wie Motor, Achsen, Bremsen aufbereitet.
Nach fertiger Spenglerarbeit kommt die Karosserie mit ihren Anbauteilen wie Motorhaube, Türen, Kofferraum-Deckel zum Auto-Lackierer.
Der Zusammenbau des Autos steht als komplexe und etwas längere Tätigkeit zum Schluss am Restaurationsplan, weil ja jeder einzelne Anbauteil geprüft, gereinigt, lackiert oder erneuert wird.
Wichtig beim Zerlegen ist das richtige Ordnungssystem.
Zerlege-Arbeiten gehen normalerweise sehr zügig. Und im Nu hast Du einen Berg von Teilen und noch mehr Klammern, Schrauben und Muttern beisammen. Was bei der Demontage sehr logisch aussieht, kann bei der Montage zur Denksport-Aufgabe werden. Also gleich beim Abbau an die Montage denken.
Die Schrauben/Mutter-Vielfalt ist bei Toyota außergewöhnlich. Fast jeder Teil wird mit anderen Schrauben befestigt. Die einfachste Methode ist die Schrauben/Muttern gleich an dem jeweiligen Teil mit einem Abdeckband anzukleben. Du hast dann den Teil bei der Montage gleich mit den richtigen Schrauben/Muttern bei der Hand. Oder in beschrifteten Karton, Sackerln, Schachterln liegen/stecken.
Und so soll er nachher aussehen
Das Bild zeigt einerseits einen zerlegten 2T-G Motor. Feinsäuberlich aufgelegt. Alle Schrauben in Karton gesteckt und beschriftet. Das nächste Workout ist die Vermessung ausgewählter Teile. Im Toyota-Reparaturhandbuch sind alle Toleranz-Werte festgeschrieben. Ich werde versuchen nur die wirklich kaputten Komponenten zu erneuern. Folgend der Ärzte-Methode. Wenn der Meniskus kaputt ist, wird dieser operiert und nicht gleich ein neues Knie eingesetzt oder vielleicht sogar das Bein amputiert und ein Prothese angefertigt. Es wird das repariert, was kaputt ist.
Nach heutigem Stand …
… werden alle Anbauteile bis auf das Armaturenbrett demontiert. Diese Baugruppe wird beim Entlacken feinstaubmäßig abgedichtet. Der Celica GT ist jetzt fertig für die Übergabe an den Spengler.
Die Demontage der Achsen wurde direkt beim Spengler durchgeführt. Die Karosserie wird auf ein eigens gefertigtes roll- und lenkbares Drehgestell montiert.
Zugegeben es hat ein wenig lang gedauert bis heute der nächste Eintrag erfolgt ist. Aber es war genau so wie es bei fast jeder Restauration ist.
Es dauert länger, als man glaubt.
Es kostet mehr, als man denkt.
Aber heute am 20. April 2020 wurde ein erwähnenswertes Etappenziel erreicht. Der Toyota Celica GT TA23 erstrahlt in neuem Lack.
Zwar zur Zeit nur die Innenteile, die aber dafür in originaler Auslieferungsfarbe Toyota 023. Ein Weiß mit einem Hauch grün.
Das folgende externe Foto (Quelle: Web) zeigt sehr gut was nach der Aussenlackierung am Programm steht. Alle Karosserie-Anbauteile werden nach Prüfung, Reinigung, Revidierung – oder Erneuerung montiert.
Und weil es so schön ist, hier noch zwei Fotos von den bereits revidierten Anbauteilen wie Maske/Grill mit Chrom-Zierleisten und GT-Emblem.
Die Lackierarbeiten sind jetzt Mitte Juni 2020 endgültig abgeschlossen und damit kann der Zusammenbau beginnen – aber wer baut schon im Sommer ein Auto zusammen?
Als erste Baugruppen stehen Vorder- und Hinterachse am Programm.
Auszugsweise die Komponenten:
• GT Hinterachse mit Sperre, Code: T293
T steht für Tellerradgröße 6,7″
29 steht für Übersetzung 4,1 : 1 – Zähne: 41 : 10
3 steht für Limited-Slip-Differential (LSD)
• King-Springs (Australien) Tieferlegungsfedern (-25 mm)
• Bilstein Stoßdämpfer Vorder- und Hinterachse
• neue Domlager
• SuperPro Fahrzeug-Buchsen (Polyurethan), kompletter Satz
• alle Achsteile mit POR 15 lackiert
• GT Stabilisator 23 mm Durchmesser, Koppelstangen neu
• Spurverbreiterung Hinterachse 25 mm
• Spurverbreiterung Vorderachse 10 mm in Kombination mit längeren Radbolzen
• Felgen Minilite 6Jx14 ET8
• Reifenbreite 195 mm
• neue Bremsscheiben – neue Bremsklötze
• vordere Bremssättel revidiert
• neue Bremsbacken – Bremstrommel feingeschliffen
• hintere Bremszylinder neu
• alle Bremsschläuche neu
• äußere Spurgelenke neu
Karosserie-Komponenten:
• Fronspoiler
• Heckspoiler
• Schwanenhals-Kotflügel-Spiegel
• Frontscheibe Blauglas
16. Oktober 2020. Der weitere Zusammenbau erfolgt vom Heck zur Front. Vom Einfacheren zum Komplexeren. Übrigens: eine werksneue Hutablage schmückt nun den Fahrgastraum.
30. Oktober 2020. Nach einigen Tages-Sessions und akrobatischen Übungen ist der Innenraum fertig zusammengebaut. Alles original GT Teile wie beispielsweise: Himmel mit Sonnenblenden, Sitze, Handschuhfach mit Leuchte, ….
… Blende Armaturen, Tacho 220 km/h, Armaturen-Dimmer, vorderer Kabelstrang. Die original GT Mittelkonsole wird erst nach Getriebe-Montage eingebaut. Das original GT Lederlenkrad ist vorhanden, zur Zeit ist mal das dieses Sportlenkrad verbaut, wird sich aber noch ändern.
16. November 2020. Der revidierte Motor, das revidierte Getriebe und die Front sind fertig zusammengebaut. Und hier in der Gegenüberstellung: Motorraum vorher vs. nachher.
Hier noch ein paar Details zum 2T-G Motor
Neue Kolben im Übermaß 0,5
Zylinder auf Übermaß gebohrt
Kurbelwelle poliert
Neue Kurbelwellen und Pleuellager
Neue Ölpumpe
Zylinderkopf neue Ventile und plangeschliffen
Neue Gleitschienen und Kettenspanner
Neue Steuerketten – neuer Keilriemen
Schwung geschliffen
Solex Mikuni Vergaseranlage revidiert
Alle Motordichtungen neu
Motorblock in rot – und Ventildeckel in schwarz lackiert
Neue Benzinpumpe – neuer Ölfilter – neuer Benzinfilter
Neue Zündkerzen NGK BKR6EQUP Platinum
Neue Wasserpumpe
Starter und Lichtmaschine revidiert
Alle anderen Teile wie zB Thermostat, Verteiler und Zündkabel, Leerlauf-Abschaltventil, Zündspule, Kühler, Schläuche, Krümmer, Motorhalterung geprüft und gereinigt.
23. November 2020. Der Celica GT TA23 ist komplett zusammengebaut. Die geplante Beklebung – einige Elemente davon waren bei Toyota Frey genau so erhältlich – ist vorerst noch als Fotomontage realisiert. In den nächsten Wochen werden dann die Aufkleber produziert und bei adäquater Raumtemperatur aufgebracht.
Am 27. Juli 2021 war es dann endlich soweit. Ich durfte den Celica GT bei der MA46 (Typisierungsstelle für Wien) vorführen. Rund 40 Seiten mit 2 Gutachten von 2 Sachverständigern reichte ich dazu ein. Die Überprüfung dauerte eine Stunde. Ergebnis: GENEHMIGT. Eine Woche später konnte ich mir den Typenschein abholen und am 3. August nach meinem Besuch im Finanzamt schaltete dieses für die Anmeldung/Zulassung frei. Danach konnte ich das Auto endlich anmelden. Exakt 1.321 Tage (3 3/4 Jahre) nach Kauf.
Und hier eine kleine Foto-Galerie. Beginnend mit einer Fotomontage wie der Celica GT seinen individuellen Look erhalten soll und endet mit dem fertigen tatsächlich beklebtem Celica GT.