Wozu hat man Freunde? Beispielsweise, dass sie dich fragen, ob du nicht Lust hast, bei einem NASA SpaceShuttleLaunch in Florida mit dabei zu sein.
Wer lässt sich schon so etwas entgehen? Und im Handumdrehen saß ich im Flieger nach Orlando, Florida. Es war Mitte Februar im Jahre 2010. Somit ideal, die Wiener Kälte gegen die Wärme des Sunshine State zu tauschen.
Das Schönste sind Einladungen. So geschehen bei unserem Space-Shuttle-Launch. Ein damaliger Freund hatte eine Einladung zu diesem Event erhalten. Und das Tolle dabei ist, die organisieren alles. Stellen dir das Hotel bereit, den Shuttle, sagen dir genau wo Du den besten Platz findest, führen dich durch das CapeKennedySpaceCenter und zeigen Dir Plätze, die nie ein anderer Tourist zu Gesicht bekam. Klingt gut. War gut.
Nun gut. Wir besuchten gleich zu Beginn das SpaceCenter. Das Shuttle, die Endeavour wartete schon. Zwar nicht auf uns als Passagiere, aber dafür als Bestauner. So schauten wir uns bei Tageslicht die einzelnen Startmodule aus der Nähe an. Und den Start der Endeavour früh morgens um ca. 5.00 Uhr. Beim ersten Mal wurde der Countdown wegen Gewitterwolken abgebrochen. Beim zweiten Mal war´s perfekt.
Der Start ist ein ziemliches Spektakel. Du siehst ihn, aber hörst ihn nicht. Nachdem wir rund 8 km entfernt standen, kam der Ton zum Bild nach rund 25 Sekunden. Dafür aber umso mächtiger. So eine Rakete ist wirklich raketenschnell. In nur 2,5 Minuten ist sie – trotz sternenklarer Nacht – im Orbit verschwunden.
Imposant beim Start ist auch das Kurz-Davor. Mit amerikanischer Hymne und dem bekannten Countdown-zählen. Übrigens: es geht nach dem Start weiter. Statt minus 10 Seconds, gibt es dann die Plus-Sekunden, Minuten, Stunden. Ergänzt noch mit Geschwindigkeit und Schubkraft. Leider war das Ganze etwas zu kurz. Wenn Du so einen Start auf Video ansehen möchtest, hier der LINK.
Aber wir sollten uns nicht im Orbit verlieren und uns nicht zu sehr auf die US-Weltraumfahrt konzentrieren. Bleiben wir am Boden, besser gesagt auf der Straße. Da gibt es auch eine Rakete. Das Pendant zu der weißen Endeavour. Das schwarze 911er Cabrio.
Wer bereist schon gerne Florida planlos? Wahrscheinlich alle. Bis auf 2. Just the 2 of us. So hatten wir generalstabsmäßig unser Itinerary (ein bisschen englisch muss schon sein). Und da stand gleich nach dem Shuttle-Launch, Autohausbesuch in Palm-Beach. Palm Beach lag nämlich genau auf der Tour von CapeKennedy nach Miami. Und warum gerade Palm Beach? Ganz einfach, weil ich im Internet ein Porsche 993er Cabrio entdeckt hatte, welches bei Chariots in WestPalmBeach sehnsüchtig auf uns wartete.
By the way. Natürlich reisten wir StateOfTheArt. Was in good old Austria der Porsche ist, ist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die Corvette. Und die fuhren wir selbstverständlich. What else? So ging es flott für amerikanische Verhältnisse nach WestPalmBeach.
Und da stand er. Perfekt. Eine kleine Probefahrt. Ein kleiner Discount. Eventuelle Shipping-Terms und schon hatten wir uns ein Bild von dem schwarzen Freund gemacht. Dies war ein wahres Gemälde von Meisterhand. Gleich kaufen stand nicht am Programm, somit taten wir es auch nicht. Wir schwungen uns auf die 400 Pferdchen unserer Corvette und ritten wenig später in Miami ein.
Miami-Beach um genau zu sein. Ohne dabei unserem Itinerary Konkurrenz machen zu wollen. Wir fuhren aufs gerade Wohl ein. Gingen von einem Hotel zum anderen, ließen uns die Zimmer zeigen und fanden unser Domizil 27 Hotels später. I`m joking. Wer kennt das nicht. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Nightlife, Daylife, Carlife, Sightseeing-Life. Und da soll einer noch behaupten, du hast nur ein Leben. Mit vielen Eindrücken und nur mehr wenig Bar-Geld fuhren wir westwärts. Unser Glück hieß Visa. Und so waren wir ohne Geld mit Geld.
Wer von Ost nach West in Florida fährt, macht das nicht ohne die Everglades zu durchqueren. Dies brachte uns zwei Erlebnisse. Den AirBoatRide durch die Magroven-Sümpfe vorbei an Alligatoren. Uuhhuaaa. Und einen spektakulären Verkehrsunfall mit einem Megastau. Nachdem in Florida alle Straßen gerade sind – wahrscheinlich ist die Kurve noch nicht erfunden – passierte dieser Unfall no-na-net auf einer kerzengeraden Straße. Wahrscheinlich der Tempomat auf schläfrige 80 km/h (bereits umgerechnet, ätzsch zuvor gekommen) eingestellt, die Klimaanlage auf angenehme 22 Grad temperiert – gähn, Supersize Frenchfries mit Supersize Coke. Da schläfst du unweigerlich ein. Na bitte, was die Amis alles für ihre Touristen tun. Äktschn pur.
In CapeCoral und FortMyers schauten wir uns ein paar Häuser an, die wir vielleicht in Zukunft kaufen. Man weiß ja sonst nicht, was man mit seinem Geld tun soll. Das Schnäppchen um magere 3,0 Mio US-Dollar hatte es uns besonders angetan.
Zum Aufwärmen entschieden wir uns aber mal bei einem Skulpturen-Hersteller die Pferde unserer Corvette zum Halten zu bringen. Schön, was bei uns die Engerl sind, sind dort die Delphine. Neben Pelikane gab es auch einen Flamingo. Und nachdem ich bei jedem Besuch in einem solchen Tierheim ein Tier retten muss, kam Pinky mit mir.
Wie es sich aber für Tiertransporte gehört, in einem eigenen Container und etwas zeitversetzt. Musste mich einmal um sein Plätzchen in seiner neuen Heimat kümmern.
Ja, das wars. OK. OK. Noch nicht ganz. Wir mussten ja wieder von West nach Ost. Nach Orlando – vielleicht über Palm Beach. Wie es das Glück so wollte, ging sich das genau aus. Stand aber nicht auf unserem Programm. Da war vielmehr Achterbahn-Fahren an der Tagesordnung.
Wir waren uns einig. Ein wenig flexibel muss man im Leben schon sein. Und so tauschen wir heute einmal Achterbahn fahren gegen morgen mehrmals 911er fahren.
Chariots freute sich. Wir auch. Da stand er. Wir hatten in der Woche via e-mail und Telefon mit dem Verkäufer Kontakt. Aber die Amis sagen am Telefon nichts und schreiben auch nichts via Internet. Spannend nur warum Wikileaks dennoch so viele Dokumente veröffentlichen kann. Sei wie es sei. Am Telefon wollte uns der Verkäufer nichts über den letzten Preis sagen. So fuhren wir zum ihm. Da waren wir jetzt. Dafür der Verkäufer nicht. Aber dafür der Inhaber. Und wer spricht schon mit dem Verkäufer, wenn er doch mit dem Eigentümer parlieren kann. In diesem Fall kein Nachteil. Wir checkten, plauderten, schauten, dachten, diskutieren und unterschrieben. 1.000 Dollar Anzahlung rollten über den Tisch, viele Blanko-Unterschriften. Warum nicht. Ich kannte doch den Eigentümer bereits 90 Minuten. Ein Foto da, ein Foto dort. Und schon war der Deal perfekt.
Chariots war so freundlich und nannte mir eine wirklich gute Shipping-Company (CSI Miami – richtig gelesen) na du musst halt wissen mit welcher Company du heissen Stoff importierst. Das Geld floss, das Auto rollte und gute 2 Monate später wurde der FloridaPorsche bei uns in Wien abgeladen. Natürlich wie ein Großer. Mit einem richtigen Autotransporter kam er. Aber ganz exklusiv.
In Windeseile bauten wir die amerikanische Besonderheiten wie Stoßstangen-Puffer um, schenkten ihm Nebelschlussleuchten und typisierten ihn. Der Weg zum Finanzamt wegen NOVA und CO2 Strafsteuer war ein leidvoller. Am besten wegschauen und gleich wieder vergessen. Seelig sind die, die vergessen. Dann gings zur Anmeldestelle und seitdem schmücken ihn österreichische Kennzeichen.
Heute ist er schon ein ganzer Österreicher. Seine Geschichte wird ihm aber sein ganzes Leben zu einem besonderen 911er erstrahlen lassen.