In der Österreich Oktober Ausgabe 10/22 wurde der folgende Artikel veröffentlicht. In diesem Zusammenhang noch einmal herzlichen Dank für Deinen Besuch, Lukas Wieringer und Deinen für mich sehr schmeichelnden und Freude bringenden Bericht.
Text: Lukas Wieringer; Fotos: Roman Grimmel, Egon Fiala; Quelle: Oldtimer Markt Österreich 10/2022.
Zu Besuch in der SmartZone
Im Weinviertel nördlich von Wien liegt das ganz persönliche Reich eines Ästheten und Genießers: Willkommen in der selbsternannten SmartZone des Egon Fiala.
Ein ehemaliger Supermarkt in bester Lage, tolle alte Bausubstanz mitten im historischen Ortskern einer Marktgemeinde im Weinviertel. Ein gepflegtes Haus, fast unscheinbar. Bis auf die Sonne an der Fassade. Doch beim Betreten taucht der Besucher in etwas ein, was der Besitzer als seine SmartZone bezeichnet: Es ist die SmartZone des Egon Fiala. Warme, mediterrane Farben, historischer Klinkerboden. Ein liebevoll gestaltetes Loft. Und das Werk eines Werbefachmannes, der auch Kfz-Meister ist. Doch was ist die SmartZone, Egon? „Sie ist mein Kosmos, in dem ich mein Leben freudvoll gestalte. Dazu braucht es SmartIdeas.
Das sind Ideen und Handlungen, die dir vor, während und nach ihrer Realisierung ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern, dich zu einem zufriedenen und glücklichen Menschen erheben. “ Viel Freude und Glück empfindet der sympathische Wiener mit dem ansteckenden Lächeln mit seinen All-Timern, wie er sie nennt. Darunter versteht er alle automobilen Schätze, die sich in seiner Kollektion befinden, die mehr einer Boutique als einer Schrauberhöhle ähnelt. Doch wie gings eigentlich los, wie kam er zu seinen Old- und Youngtimern und ist da überhaupt ein roter Faden in der Sammlung?
Egon, erklär´s uns.
„Autofreak war ich
immer, aber eigentlich kein Oldtimer-Fan. Ich hatte stets sportliche Autos, die viel Fahrspaß brachten. Darunter einige Toyota Celica TA22, mehrere BMW E30 und E36 und auch einen Porsche 911. Fahrspaß-Bringer für mehr Pepp auf täglichen Wegen. Aber maximal Gebrauchtwagen, keine Oldies. Als meine Tante 2003 starb, kam ihr lofotengrüner VW Käfer 1200L zu mir. Ein Familienerbstück aus erster Hand, sowas verkauft man nicht. Also begann ich ihn bei schönem Wetter zu nutzen. „
Offenbar war – wie bei so vielen anderen Szene-Insidern auch – ein Zufall die Einstiegsdroge in die Welt der klassischen Automobile. Und wer da einmal drinnen hängt, kommt wohl wirklich nicht mehr raus. „Von unserem Briefträger, auch Oldtimer-Enthusiast, bekam ich irgendwann einen klassischen Mini angeboten. Den zeigte ich meinen Freunden und dann meinte einer von denen, dass er einen Alfa Romeo Spider 115 Serie 4 zu verkaufen hätte. Mit ganz geringer Laufleistung ein echter Classico in Triple-Black. Den musste ich natürlich haben und fahre ihn heute immer noch mit großer Freude.“
VW Käfer und Alfa Spider waren die ersten Autos von Egons Kollektion der Schönen und Spaßigen und entstammten dem Zufall.
Ab diesem Zeitpunkt aber wandelte sich der Zufall zu bewussten Leidenschaftskäufen mit einer Brise Glück. Die 02er BMW haben es ihm angetan, primär 2002 ti und tii, logisch, denn – wir erinnern uns – es soll ja Fahrspaß und Freude aufkommen. Da ist ein 1502 nicht erste Wahl. Und weil der ansteckend positive Werbe- und Marketingexperte schon früher BMW E30 gefahren hat, einen 323i der ersten Serie, sollte es auch wieder ein E30 sein. Aber dieses Mal der M3 in rot. Weil – wenn schon, denn schon. Aber natürlich ist Egon´s Exemplar kein normaler M3, sondern ein auf Optik und Leistung des Sport EVO optimiertes Exemplar. Smarte Idee, den zu kaufen. Genauso wie den einen oder anderen Porsche, der immer noch die Sammlung bereichert und für Fahrspaß sorgt. Und dann kam 2012 die Auto e Moto d´Epoca in Pauda. „Auf der Oldtimermesse in Padua lernte ich über Dritte den Besitzer einer Toyota Celica TA22 GT kennen, der sein seltenes Schmuckstück auch verkaufen würde. Bei den Ausführungen LT und ST wäre ich sicher nicht schwach geworden, aber bei einer originalen GT wird ein Nein schlagartig zu einem Ja. Und schon hatte ich wieder eine Celica, wie ich sie schon von 1980 bis 1985 gefahren hatte.
Warum musste es
genau ein GT sein? Weil darin der lgendäre 2T-G 1,6 Liter-Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen steckt.
Ein DOHC wie im Alfa Spider, dem BMW M3 und fast allen anderen All-Timern, die im Laufe der nächsten Jahre noch dazu gekommen sind. Die diversen Alfa Romeo Bertone etwa.
Oder der Fiat 124 Spider. Und die Phalanx an Toyota Celicas und Corollas, die auf den ersten Blick so gar nicht dazu passen will. Doch es gibt einen roten Faden in der SmartZone. „Wer einen zweiten Blick risikiert, wird feststellen, dass ich nur zweitürige Fahrzeuge mit kürzerem Radstand und ordentlich Biss in meiner Sammlung habe. Mich hat das Konzept solcher „Hot Hatches“ auch früher schon immer fasziniert: kompakte Fahrzeuge mit Leistung Limousinen wird man bei mir nicht finden. Nur Coupés und Cabrios. Außerdem gefällt mir, dass man mit Fahrzeugen der siebziger und achtziger Jahre bei Bedarf auch täglich im Alltag fahren kann.
Und noch eines eint meine Kollektion: Ich sammle keine Stehzuge oder Diven. Jedes meiner Autos ist angemeldet und hat eine gültige Überprüfungs-Plakette. Bevorzugt in Rot, also historisch eingetragen. Man muss mit jedem meiner Autos pannenfrei vom Weinviertel nach Salzburg und wieder retour fahren können. Darauf lege ich Wert. Perfekt geputzt und klinisch sauber müssen sie nicht sein. Aber fahrbar und standfest“.
Nach dem Kauf
der Celica GT begann das verloren geglaubte Feuer für sportliche Toyota-Modelle wieder zu lodern und so begann Egon „Mr. SmartZone“ Fiala, Kontakte in die Szene zu knüpfen. Die war zwar vorhanden, aber nicht organisiert. “ Da habe ich die Urgesteine der Fan-Szene versammelt und vorgeschlagen, gemeinsam ein Ausrufezeichen zu setzen und uns auf der Oldtimermesse in Tulln 2019 mit einem Stand zu präsentieren.
Der Erfolg war enorm, der Zuspruch auf der Messe hat uns schier umgehauen. Zahlreiche Messebesucher sind an uns herangetreten und haben sich gefreut, dass sich endlich jemand um klassische Toyotas kümmert.
Wir haben die Kontaktdaten gesammelt und unser Head-of-Group, Andreas Reichl, hat eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet.
Das war der Start der „Toyota Classic Fans.“ Vor allem bei der oft problematischen Ersatzteilsuche ergaben sich durch das Engagement von Andreas Reichl und Egon Fiala ganz neue Möglichkeiten.
Und so ist es dem Kfz-Meister mit über 35 Jahren Werbeerfahrung gelungen, durch sein Engagement die Szene für Old- und Youngtimer der Marke Toyota in Österreich neu aufzustellen und frischen Wind rein zu bringen. Eine smarte G´schicht, Egon!
Ein ganz besonderes
Exemplar seiner Sammlung ist der einst besonders im Wiener Raum bekannte, sogenannte „Patek-Corolla“. Ein Stück Rallye-Geschichte. Vom Wiener Toyota-Händler Gerhard Patek in den Siebzigerjahren mit dem legendären 2T-G-Motor zum Rallye-Gerät nach FIA-Vorgaben umgebaut, aber trotzdem einzelgenehmigt und mit Straßen- Zulassung versehen.
„Patek konnte somit auf eigener Achse zu den einzelnen Rallye-Veranstaltungen fahren“.
Bis 1983 nahm er frei nach dem olympischen Gedanken „dabei sein ist alles“
an den verschiedensten nationalen Rallyes teil. Danach landete der Wagen im Schauraum, später in einer Scheune. Einfach vergessen.
2019 wurde er von mir befreit und nach einigen Wartungs- und Reparaturarbeiten wieder auf die Straße gebracht. Mit dem originalen Look und der authentischen Patina des einstigen Patek-Rallye-Autos“. Das Echo auf dieses besondere Exemplar war auf der heurigen Oldtimermesse in Tulln enorm. Trotz oder wohl gerade wegen seiner ehrlichen Patina, seiner Dellen, seiner Kratzer und seiner teilweise skurrilen Detaillösungen.
Und wieder zeigt sich,
dass echte Faszination keine Grenzen kennt. Ein Porsche-fahrender BMW-Fan mit Hang zu Alfa Romeo rollt die heimische Toyota Klassik-Szene erfolgreich von hinten auf. Erzählt mit den gleichen leuchten-wachen Augen von seinem Porsche-Kauf in Florida wie von der Body-off-Vollrestauration seiner seltenen Celica TA23 GT.
Aber bevor er mit dem Alfa Spider lustvoll in den Sonnenuntergang cruist, muss er uns noch eine Frage beantworten. Egon, hast du einen Favoriten? “ Mir geht´s wie Omar Sharif bei seinen Film-Partnerinnen. Ich liebe sie alle. Jedes Auto hat für mich eine Bedeutung, jedes ist anders, jedes erzählt seine eigene Geschichte.