Faszinierend. Im Titelbild rechts Manfred Litzlbauer, er verkaufte 1971 das abgebildete Corolla 1200 Coupe an Ferdinand Musil. 52 Jahre später übergibt er die japanische Schönheit als Erstbesitz, Egon Fiala. Links im Bild Norbert Litzlbauer, jetziger Geschäftsführer von TOYOTA Litzlbauer.
Im Jänner 1971 lud Ernst Frey – damals Inhaber der NSU Generalvertretung – seine österreichweiten NSU Händler ein, um Ihnen seine neue Automarke, seine neue Generalvertretung samt Modellen im Wiener Messepalast – ja genau wo früher die Rochen-Rindt-Show stattfand, heute heißt es Museums Quartier Wien – zu präsentieren. Für Wien-Interessierte hier der Link zur Gebäude-Geschichte. Faszinierend, was sich aus einer Not, einem Ende, neu entwickelt. Passend das Sprichwort dazu: Jedes Ende ist ein neuer Anfang.
Der Markenwechsel wurde notwendig, da am 21. August 1969 die damalige NSU AG und die zum Volkswagen-Konzern gehörende Auto Union GmbH mit Sitz in Ingolstadt zur Audi NSU Auto Union AG mit Sitz in Neckarsulm fusionierten. Und im Laufe des Jahres 1970 endete der NSU Generalvertretungs-Vertrag für Österreich von Ernst Frey mit Audi.
Ein markanter Meilenstein in der FREY-Geschichte. Er hatte NSU seit 1938, zuerst Motorräder, ab 1956 dann auch die NSU-Automobile.
NSU FREY und NSU LITZLBAUER werden zu TOYOTA FREY und TOYOTA LITZLBAUER
Aber zurück in den Wiener Messepalast. Zahlreiche ehemalige NSU Vertragshändler von Ernst Frey sahen erstmals die TOYOTA Modelle Publica, Corolla, Corona. Mit dabei der NSU Händler Manfred Litzlbauer aus Natternbach, Oberösterreich. Faszinierend, mit dem Zeitzeugen Manfred Litzlbauer über den Beginn von TOYOTA in Österreich zu sprechen. Ernst Frey verpflichtete ihm 25 Autos bei Unterzeichnung eines TOYOTA Händler- und Werkstätten-Vertrages im ersten Jahr zu verkaufen. Manfred Litzlbauer meinte dazu: Wenn wir das nicht schaffen, dann sperren wir gleich zu und nahm direkt von der TOYOTA Präsentation ein Toyota Corolla Coupe 1200, KE25 auf eigener Achse nach Natternbach mit.
Dieses Coupe präsentierte er stolz in seinem Schauraum. Und er musste nicht lang warten, bis die ersten Bestellungen eintrudelten.
Faszinierend: Manfred Litzlbauer führte ein chronologisches Neuwagen-Verkaufsheft, welches er heute noch hat. Anfang August 1971 verkaufte er als 7tes Auto (TOYOTA Frey als 184stes Auto)
ein senfgelbes TOYOTA COROLLA Coupe 1200, KE25 an den ALLIANZ Versicherungsberater Ferdinand Musil. Im Folgebild Typenschein Nummer 184 mit Käufer Ferdinand Musil und sein Heckblech-Allianz-Aufkleber. Faszinierend: Die Allianz-Aufkleber dekorieren das kleine, wendige, sportliche Coupe noch heute.
Faszinierend: Bei Auslieferung im August 1971 gab es noch keine TOYOTA Aufkleber, so ziert seitdem ein NSU Litzlbauer den Kofferraumdeckel des 56 PS starken TOYOTAs. Im Typenschein sind 68 PS vermerkt, aber am Anfang von TOYOTA in Österreich wurden viele Autos mit falscher Motorleistung typisiert. Schuld war die Verwechslung von SAE mit DIN PS. Immer wieder faszinierend , was da so alles falsch in den Typenscheinen eingetragen ist. Aber das ist eine andere Geschichte.
Faszinierend: Ein echter Survivor. Erstbesitz. Immer gewartet und repariert. Fahrbereit mit Pickerl. Einsteigen. Losfahren.
Ferdinand Musil fuhr mit diesem Corolla in 50 Jahren über 220.000 Kilometer. Hegte und pflegte ihn und gab ihn im August 2021 TOYOTA Litzlbauer zurück. Norbert Litzlbauer der jetzige Geschäftsführer von TOYOTA Litzlbauer und sein Vater Manfred fanden gefallen am Auto und an der faszinierenden Geschichte des Erstbesitz-TOYOTAs. Schließlich ist das TOYOTA Coupe ein Zeitzeuge ihrer ersten TOYOTA Tage. Kein Wunder, wenn da romantische und sentimentale Gefühle geweckt werden. Sie parkten ihn in einer Garage und an besonderen Tagen wie beispielsweise dem IKUNA JDM-Treffen waren sie als absoluter Hingucker mitten in der jugendlichen Tuning-Szene.
Ich lernte die Familie Litzlbauer im Jahre 2019 im Zuge eines Besuches von Helmut kennen, da sich die Litzlbauers in den 70er und 80ern auch mit dem Tunen von TOYOTA Modellen beschäftigten. Faszinierend seine Erzählungen aus den 70/80er Motorsportjahren. Im Folgebild ihre betreuten TOYOTA Rallye Cars.
Damals sprachen wir unter anderem über die gelagerten und nicht mehr verwendeten Celette Richtbank Aufsätze für Toyota Modelle. An diesen hatte der mitgereiste Hans besonderes Interesse. Zu diesem Zeitpunkt wollten die Litzlbauers aber keine historischen TOYOTA Teile und Werkzeuge weitergeben.
Faszinierend: über 50 Jahre in einer Hand.
4 Jahre dauert es. Am 1. August 2023 war es dann so weit. Die Celette Aufsätze, Richtbank, Dozzer und Zugehör standen zur Disposition. Hans und ich fuhren mit Helmut nach Natternbach. Nachdem ich nur aus Interesse ohne Kaufabsicht mitgefahren bin, erlaubte ich mir bei der Begrüßung die in den Wind gereimte Frage: Ein Toyota Corolla Coupe, KE25 habt ihr nicht zufällig zu verkaufen? Ich staunte nicht schlecht, als Manfred Litzlbauer daraufhin sagte: Ja, haben wir, da hinten steht eines. Faszinierend, dass er wirklich eines hatte. Das Modell ist absolut rar in Österreich.
Mit flotten Schritten ging es schnurstracks zur besagten Stelle und ich traute meinen Augen nicht, da stand ein Corolla Coupe in fahrbereitem Zustand. Faszinierend: Nahezu original. Nahezu vollständig – also keine fehlenden Teile. Service-gepflegt. Fahrbereit und mit gültigem Pickerl. Keinen größeren Havarieschäden. Kein Durchrost. Prädikat: echt spannend – kaufenswert. Einsteigen. Losfahren.
Und was meinte der Norbert dazu, er ist ja der Eigentümer des Fahrzeuges. Er möchte sich den Verkauf bis 31. August 2023 überlegen, dann gibt er mir bescheid, ich könne aber vorweg ein Kaufanbot ihm senden. OkiDoki so machen wir es. Übrigens im Oktober 1974 kostete das Toyota Corolla Coupe, KE25 öS 58.812,- laut Preisliste TOYOTA FREY. Ein Rabatt von 8 % war damals durchaus üblich.
Bei der Durchsicht am 1. August 2023 der Celette-Aufsätze war leider kein Toyota Celica TA22/TA23 Aufsatz dabei, somit entschwand die Kaufabsicht von Hans für Richtbank, Dozzer, Aufsätze.
Faszinierend, dass er noch dazu einen originalen Celette KE25 Aufsatz hatte. Es stellte sich nämlich heraus, dass ein Aufsatz für das Modell #E2# – also auch für KE25 vorhanden ist. Klare Sache, den nehme ich. Schließlich habe ich einen RallyeCorolla bei dem dieser Aufsatz genau passt. Über den Preis einigten wir uns gleich an Ort und Stelle.
In der Folgewoche formulierte ich mein Kaufanbot mit allen Vor- und Nachteilen des Autos sowie Preisvorstellung und Abwicklung. Ende August gab es dann GRÜNES Licht für den Kauf des sportlichen Klein-Coupes von TOYOTA seitens Norbert. Faszinierend: er sagte ja und verkaufte mir mein Objekt der Begierde.
In meinem Kaufanbot war noch ein Hebebühnen-Check und eine Probefahrt vorgesehen. Das blaue Kennzeichen (Probefahrt-Kennzeichen) ist auch noch von anno-dazumal. Das Folgebild zeigt das Kennzeichen. In den 70er Jahren waren die Kennzeichen noch kleiner, damit sie heute in die üblichen Kennzeichenrahmen passen, wurde es smart auf eine größere Trägerplatte montiert. Faszinierend, denn seit 1990 werden nur mehr größere Kennzeichen ausgegeben.
Der Erstbesitzer Ferdinand Musil löste die Problematik mit den größeren Kennzeichen durch schwenkbare Halterungen. Beim Aufsperren des Kofferraumes schwenkt er das Kennzeichen zur Seite und kommt so zum Kofferraum-Schloß. Nach getaner Arbeit, kommt das Kennzeichen wieder auf seine ursprüngliche Position. Faszinierend, der Einfalls-Reichtum der Mühlviertler.
Grundsätzlich hätte ich auch meinen Neuerwerb auf eigener Achse von Natternbach bis Ernstbrunn fahren können, ich entschloss mich aber für den Anhänger-Transport.
Beide Checks verliefen positiv und so hieß es für Norbert und Manfred Pfiadi zu sagen und für mich SERVUS.
Faszinierend, was ich alles im Original-Zustand erhielt. Ich bekam den originalen TOYOTA FREY Typenschein, die originalen Schlüssel (2 Stück) mit originaler Schlüsseltasche von 1971, original Wagenheber mit Foto vom #E2#, Bordwerkzeug, original Kofferraummatte, den 4 Original-Rädern mit original Zierkappen und als Reserverad ist immer noch der Weißwandreifen von der Erst-Auslieferung mit dabei. Prädikat: sensationell.
Es war schon dunkel als ich mit dem Survivor Corolla im All-Timer-Loft angekommen bin und er jetzt die kleine ALL-TIMER Sammlung um die 1200er Klasse erweitert.
Ein paar Tage später erneuerte ich vorsorglich alle Öle und vervollständigte das sportliche Coupe mit einem Drehzahlmesser Made in Japan aus den 70er Jahren. Faszinierend, dass ich das Glück hatte einen originalen japanischen, funktionierenden Tourenzähler um Euro 20,- in Wien kaufen zu können.
Nach der Anmeldung startete ich mit den ersten Touren beispielsweise Wien-Traisen-Wien über den Wienerwald ins Voralpengebiet.
Weiters ging es gleich auf eine Old-Young-Timer-Veranstaltung, der Giacomos Night in Sieghartskirchen.
Natürlich musste ich auch ein spezielles Foto vor dem Drehzahlmesser-Einbau vom Cockpit verewigen mit der originalen Mittelkonsole. Damals hatte TOYOTA Frey die Marke FOHA für den Corolla KE25 in seinem Zubehör-Sortiment. Der eingebaut Radio mit einem Hutablage-Lautsprecher ist original. Schwarze Kunstledersitze mit Corolla Intarsien/Ornament, die es nur beim Coupe gab. Alles auf dem Foto original und vollständig aus 1971. Faszinierend.
Für 2024 geplant: Trockeneisstrahlung, Lackausbesserungen, original 12″ Räder mit Zierkappen montierten, Ummeldung auf historisches Fahrzeug. That´s it. Bis dahin ist der Neue in bester Gesellschaft.
Und wie üblich zum Abschluss eine kleine Foto-Galerie.
Hallo Egon, toller Wagen und super Story – Top wie wir es von Dir gewohnt sind. lg Ronald