Das war Bologna 2023, das neue Padova. Europas größte Oldtimermesse mitten im italienischen Motor-Valley.

Zur Einstimmung auf Bologna, das musikalische Gustostückerl von Wanda, in Bologna gedreht.

Amore – Bologna. Danke Wanda.
Jahrzehntelang fand die größte Oldtimermesse Italiens mit dem klingenden Namen AUTO E MOTO D’EPOCA in Padova statt.
2023 übersiedelte sie nach Bologna und vergrößert die Ausstellungsfläche um 60 Prozent auf rund 160.000 m2.
Damit steigt die AUTO E MOTO D’EPOCA zur größten europäischen Oldtimermesse auf. Im Vergleich zur bisher größten Messe in ESSEN Techno Classic mit 120.000 m2 um 30 Prozent größer. Die Messeleitung spricht sogar bei ihrer 40sten Ausgabe von doppelt so viel Fläche wie in Padua und einem Gesamtpotential von 235.000 m2. Meine Schnell-Berechnung ergibt rein auf die Ausstellungsfläche focusiert ein plus von 60 Prozent. Für genaue Leser: Die auf der Skizze genannten 182.310 m2 habe ich noch einmal wegen nicht bespielten Flächen reduziert.

Im Folgebild die Halle 25 in ihrer Längsansicht, um eine Vorstellung über die gigantische Größe dieser Messe zu bekommen.

Bologna, die Hauptstadt der Emilia Romagna inmitten des Motor-Valley

Bologna, die Regions-Hauptstadt mit rund 400.000 Einwohner bildet außerdem das Zentrum des italienischen Motor-Valley.
Das Motor-Valley spannt sich in der Emilia-Romagna von Piacenza bis Rimini und beherbergt zahlreiche Automobilhersteller wie Ferrari, Pagani, Lamborghini, Maserati aber auch Rennstrecken wie Imola und Motorradhersteller wie Ducati. Die AUTO E MOTO D’EPOCA widmete dem Motor-Valley sogar eine eigene Halle.

In dieser Motor-Valley-Halle war Ferrari unter anderem mit einem F1-Simulator und einer Leucht-Rückwand vom Museo Enzo Ferrari in Modena vertreten.

Mit dem Sprung von Padova nach Bologna sorgten die Messe-Veranstalter erstens für eine größere Ausstellungsfläche. Die Messe fand in 14 Hallen und auf sechs Freiflächen statt. Mit dieser Expansion wuchs aber auch die Zahl der ausgestellten Autos und Besucher – bis dato 5.000 Autos und 100.000 Besucher. Die 2023 Zahlen werden nach Bekanntgabe durch die Messeleitung hier angeführt.

Wer sich nur im Kosmos der klassischen Autos inspirieren möchte, dem reicht ein einziger Messebesuchs-Tag. Der Donnerstag ist der PreView-Tag, Eintritt kostet € 50,-. Vorteil: es sind überschaubar viele Besucher in den Hallen und es ist fast noch nichts verkauft. Außerdem lernst Du die Exklusivität des Pre-View-Day zu schätzen, wenn Du mal an einem Samstag auf der Messe warst. Der Freitag kostet € 30,-, ist sehr gut besucht, aber im Bereich der Besucher-Erträglichkeit. Der Sonntag ist dann eher ruhiger, aber die spannenden Autos und Teile sind bereits alle verkauft.

Das Fachpublikum reist meist am Mittwoch an, ist Donnerstag und Freitag auf der Messe und fährt am Samstag nach Hause bzw. zum nächsten Event. Italophile Profis bleiben gleich bis nach Allerheiligen. Bologna als neuer Veranstaltungsort bietet aber weitere Vorteile.

Bologna, Drehpunkt der Emilia-Romagna

Bologna hat einen internationalen Flughafen, die AUA fliegt von Wien direkt. Und der Hauptbahnhof ist ein zentrales Drehkreuz in Italien. Beide Verkehrsknotenpunkte benötigen aber zum Messebesuch noch ein weiteres Verkehrsmittel da per pedes, eher zu weit.

Bologna ist die Stadt der Arkaden. Regenschirm überflüssig. Das Zentrum: klassische, italienische Altstadt teils mit Oberleitungs-E-Bussen.

Das Stadtzentrum, die Altstadt ist fast unüberschaubar groß. Die Jugend stark vertreten, da die Unis im Zentrum liegen und es zahlreiche Studenten-Lokale gibt.

Spannend ist: Warum der Cafe in Italien gegenüber Österreich so günstig ist – am besten vergleichbar mit Hilfe der internationalen System-Gastronomie wie McDonald – hier die italienischen Preise.

Auch bei Nacht verzaubert Bologna mit klassischer, italienischer Schönheit und gebäudespezifischer Beleuchtung. Darüber hinaus scheint es, als hätte die Stadtregierung die Kriminalität im Griff.

Beeindruckend in italienischen Städten ist immer das Farbenspiel der Fassaden. Keine weißen oder grauen Fassaden, sondern in das Farbspektrum der mediterranen, warmen Farbwelt getauchte Vielfalt. Und: ALTBESTAND in liebevoller Ausgestaltung. Nicht wie so oft bei uns: Gebäude abgerissen und eine weiße Stahl/Glas Schuhschachtel errichtet.

Bevor es wieder zur Oldtimermesse zurück geht, sei das Fahrradweg- System von Bologna erwähnt. Hier wird des öfteren der Gehsteig zwischen Fußgänger und Radfahrer aufgeteilt, die Fahrbahn bleibt in ihrer Breite erhalten.

Zurück zur Messe

Wir haben den Freitag als Messebesuchstag gewählt. Beim Eingang wird uns klar, es wurde schweinisch gut kulinarisch vorgesorgt.

Gigantisch, die Flächen-Ausmaße der Messe. Die Messehallen lassen ihr Ende kaum erkennen. Im nächsten Bild ein Freigelände mit Bistro-Line-Up inmitten zweier Hallen.

In den Hallen sind die Paths/die Wege gegenüber österreichischen Messen schmal ausgelegt. Auch die Autos stehen enger geschlichtet. Es gilt: Besser ein Verkaufs-Auto mehr auf die Messe mitzunehmen, als eines zu wenig. Credo: Auswahl verkauft.

Der Aussteller-Mix der Messe

Das Hauptprodukt ist der zum Verkauf stehende Oldtimer. Zahlreiche Händler bilden somit das solide Fundament. Aufgefallen ist mir ein Mega-Händler, den ich bis dato nicht kannte. Fast eine Art Oldtimer-Supermarkt. Ruote De Sogno. Dafür gab es keine Auktion.

JA, es wurde viel verkauft. Kein Wunder bei diesen Massen an Besuchern. Es gäbe über viele einzelne Entdeckungen zu berichten, die aber den Rahmen dieser Story sprengen würden. Erwähnt sei stellvertretend der Alfa Romeo 8C von Silvauto um € 345.000,-, der Neupreis 2008 lag bei rund € 160.000,-. Ein Freund schätzte ihn auf € 250.000,-. Aber es gab jemand, der mehr zahlte. VENDUTA! am Freitag.

Einen kleinen Teil bilden bei den Verkaufs-Autos die Privatverkäufer. Der Preis unterscheidet sich aber nicht wesentlich zu den Händlerpreisen. Ein original, babyblauer Alfa Spider Duetto aus privater Hand um € 62.000,- ist für mich so ein Fall. Autos zum Schnäppchenpreis sind mir keine begegnet.

Also Autohändler und Privatverkäufer als Fundament. Eine wichtige Position nehmen die Ersatzteil/Zubehör-Händler ein – meist in eigenen Hallen zusammengefasst. Auffallend viele Anbieter für italienische Autos.

Die dritte Säule: Clubs und Vereine

Als dritte Säulen seien die verschiedenen Clubs/Vereine/Marken und der Dachverband aller Oldtimer-Clubs erwähnt. Die häufigste Form ist der Marken- oder Modell-Verein, beispielsweise der SAAB-Way Club. Übrigens Kompliment: Origineller Name. Weniger auf großen Messen sind die „Ortschafts/Region-Clubs“ zu finden.

Der Dachverband (in Italien ASI) sorgt meist mit Rahmenprogramm inklusive Podiumsdiskussionen zu aktuellen Themen, zB eFuel für Oldtimer für reges Interesse. Der ASI versammelte seine Stammvereine rund um seinen großzügigen Stand. Um die Zusammengehörigkeit der Vereine zu veranschaulichen wurde ein einheitlicher, verbindender Teppich aufgelegt.

TOYOTA erstmals auf der Auto e Moto, d’epoca

Eine Marken-Kategorie sei hier speziell genannt, da TOYOTA erstmals in Italien in dieser Form ausgestellt hat. TOYOTA präsentierte hier nicht vordergründig die Marke TOYOTA, sondern das Produkt/Modell LandCruiser. Es wurden zwei historische Land Cruiser Modelle (für Toyota Kenner #J4# und #J6#) ins Scheinwerferlicht gesetzt. Flankiert vom neuen LandCruiser Modell. Verkaufsförderung via Heritage für das neueste Modell. Keine neue Idee – aber eine gute Idee.

Kommen wir zum vierten Baustein: Werkstätten, Restaurations-Betriebe, Baugruppen-Spezialisten und Werkstatt-Geräte/Werkzeug Anbieter. Vom Trockeneis-Spezialisten über Einspritzpumpen-Profi zum Full-Service Betrieb, keiner ließ sich diese Show entgehen.

Die fünfte Säule bei solchen Oldtimermessen widmet sich der Kunst, der Werbeobjekte, der Oldtimer-Driver-Mode und Relikte der damaligen mobilen Welt.

Die Motorradszene klammere ich ein wenig aus – da mein Interesse begrenzt ist – stellvertretend aber ein Foto von einer schönen customized VESPA.
Erstmals sogar mit eigener Halle: die 2-Rad Aussteller.

Kurz genannt seien auch die verschiedensten Unterkünfte vom Wohnmobil bis zum – nehmen wir mal 4 Sterne – Hotel mit adäquatem Entree.

Das leibliche Wohl, genau so wichtig wie das Auto der Begierde

Jetzt kommen wir zu einer der wichtigsten Zutat einer erfolgreichen Messeveranstaltung. Dem Essen, Trinken, Plaudern, Rasten. Viel Vergnügen bei der kleinen Galerie.

Last but not least, seien hier die Verlage mit ihren Karten, Büchern, Fachliteratur, Reisetipps und ganz besonders die Veranstalter von Oldtimer-Rallyes und ähnlichem erwähnt.

Obwohl sich die Messe-Öffnungszeit am Freitag von 09:00 bis 19:00 Uhr erstreckt, also 10 Stunden, läuft dir die Zeit davon. Zu viele Pretiosen. Zu viele Eindrücke. Zu viele Details zum Entdecken. Viel zu viele Gleichgesinnte, die du triffst.
Nehmen wir mal die Zahlen von der Messe 2022 her: Bei 5.000 Autos und 10 Stunden, sind das 500 Autos per Stunde, 8,33 Autos per Minute. Alleine diese Schnellrechnug zeigt einerseits die Unmöglichkeit alles an einem Tag genau gesehen zu haben oder lässt das Wahrnehmungstempo erahnen. So wird jeder Besucher sein persönliches, individuelles Highlight-Album gestaltet haben. Alle meine persönlichen Highlights würden den Rahmen sprengen, aber ein paar möchte ich in Form einer Fotogalerie mit Euch teilen.

Ja, das war Bologna 2023. Das war die NEUE AUTO E MOTO D’EPOCA. Im gigantischen Ausmaß. Ein neues Eldorado für Oldtimer-Fans. In einer besuchenswerten Stadt. Umrahmt von zahlreichen Automobilherstellern im Motor-Valley. Mit Vorfreude auf 2024.

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